Sonntag, 14. September 2014

Die Intrige (Prolog)

Mein Name tut nichts zur Sache. Wohl aber meine Lebensumstände: Ich bin 45, seit 20 Jahren mit einem Berufspolitiker verheiratet und habe eine siebenjährige Tochter. Meine Eltern haben mich, selbst aus einfachen Verhältnissen stammend, streng konservativ erzogen und mir mit viel Mühen ein Studium der Politik- und Wirtschaftswissenschaften ermöglicht. Ich veröffentliche meine Geschichte hier als Warnung, damit andere Personen nicht das mitmachen müssen, was ich in den letzten Monaten meines Leben durchleben musste.

Vor ein paar Jahren kandidierte mein Mann für den Posten des Oberbürgermeisters, während ich zu diesem Zeitpunkt Hauptabteilungsleiterin eines kommunalen Unternehmens war. Etwa acht Wochen vor der Wahl hatte ich auf der Rückfahrt von einem Verbandstermins einen Unfall - zumindest glaubte ich das. Erst viel später erfuhr ich, dass dies kein Unfall, sondern bis ins letzte durchdachte Manipulation war. Als ich es erfuhr, war es zu spät und es gab kein zurück für mich.

Der Termin war anstrengend und selbst fünf Tassen Kaffee verhinderten nicht, dass ich mich unter den Menschen müde fühlte. Die Müdigkeit war aber verflogen, als ich an diesem sonnigen Frühsommernachmittag nicht den schnellen Weg über die Autobahn nahm, sondern, wie von einem Bekannten meines Mannes empfohlen, durch eine beeindruckende Allee nach Hause strebte. Bevor der alte Baumbestand begann, passierte ich einen Hochsitz, von dem man die sich bis zur Allee ziehende Wildwiese über hunderte Meter gut überblicken konnte. Ich bemerkte nicht, dass der Hochsitz besetzt war und selbst wenn es mir aufgefallen wäre, hätte ich nichts darauf gegeben. Das Seitenfenster war offen, ich glitt langsam dahin und die frische würzige Luft füllte den Wagen aus. Aus den Lautsprechern klang betäubend laut Tchaikowskys "Overtüre 1812" und als beim Finale das Orchester eine mich umgebende Wand aus Glockenklang nachbildete knallte es. Aus dem Augenwinkel sah ich ein Fahrrad zur Seite fliegen. Mein Bremsen riss mich aus der Musik; ich stand nach 20 Metern rannte zurück. Und da war nicht nur das Fahrrad. Neben dem verbogenen Rad lag ein blutender Mann. Und dann, als wenn alles nur erdenklich Schlimme zusammenkam, kam in rasantem Tempo ein Auto aus Richtung des Tagungsortes. Ich erkannte wer dort austieg. Es war der Bekannte meines Mannes, der mir die Strecke empfohlen hatte. Bevor ich den Unfallort erreichen konnte legte er seinen Finger an den Hals des Radfahrers, schüttelte betroffen den Kopf und kam zu mir gerannt. Fahren sie los. Ich kümmere mich um alles. Als ich protestieren wollte zischte er mich an: "Das wird Ihnen und Ihrem Mann den Hals brechen, wenn das publik wird. Wollen Sie das?" Überrumpelt schüttelte ich den Kopf und folgte seiner glasklar logischen Empfehlung mit seinem Wagen nach Hause zu fahren und ihm zu vertrauen.

Zurückblickend war mir nicht nur unbekannt, dass auf dem Hochstand jemand saß. Ich wusste auch nicht, dass dieser Mann mit einer Hochleistungskamera gestochen scharfe Fotos schoß, auf denen ich, mein Wagen und das Opfer zu erkennen waren.  Ich wusste nicht, dass der "gute Bekannte" der ärgste innerparteiliche Konkurrent meines Mannes war. Ich wusste nicht, dass dieser, kaum dass ich den Unfallort auf sein vorgeblich hilfreiches Drängen verlassen hatte, den Wagen an das quicklebendige Opfer heranfuhr und unglaublich tragisch aussehende, wenngleich zu 100 % gestellte Fotos machte. Was ich wusste war, dass ich schon am kommenden Tag meinen komplett reparierten Wagen von ihm zurückbekam. Zusammen mit dem Hinweis, strengstes Stillschweigen zu bewahren. Ich durchlebte die Hölle. Aber ein Tag verging, ein weiterer, eine Woche, ein Monat - und nichts passierte. Ich begann mir einzureden - wenngleich wohl eher der Wunsch der Vater des Gedankens war, dass ich all dies nur geträumt hatte. Wie ich nach sechs Wochen erkennen musste war dem beileibe nicht so.

Der Briefumschlag der kam, war groß. Meine Privatanschrift, kein Absender. Als ich den Inhalt herausholte, sank ich kreidebleich auf einen Sessel. Mir wurde schwindelig. Photos: Der Unfall in Details, wie selbst ich sie nicht mehr in Erinnerung hatte. Gut erkennbar: Mein Wagen, mein Nummernschild. Ich, wie ich am Wagen stand, die Hände vor den Mund geschlagen. Das Opfer, das zusammen mit seinem Fahrrad in einer Blutlache auf der Straße lag.
Ein weiterer Griff in den Umschlag förderte eine edle Visitenkarte auf starkem teuren Büttenpapier zu Tage. Die Adresse sagte mir nichts. Der handschriftliche Vermerk auf der Rückseite - "Donnerstag, den 17. Juni, 16 Uhr - Gruß Maximilian Gerber" - ließ mir das Blut in meinen Adern gefrieren.

2 Kommentare:

  1. Hallo Schlampe, ein klasse gute Geschichte die du da in das leben gerufen hast.
    Bin schon gespannt, wie es mit dir in der Geschichte ( Haus) weite geht.

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